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Tambourcorps "Rheingold" Erftstadt-Köttingen 1924 e. V.

Chronik



Um 1900 war Köttingen noch ein verträumtes Dorf mir etwa 500 Einwohnern. Am Rande des Villewaldes lebten die Menschen in bescheidenen Verhältnissen. Mit dem Bau der Bergarbeitersiedlung im Jahre 1921 und dem Zuzug vieler Menschen kam neues Leben in den Ort. Viele dieser Menschen, die von den hiesigen Braunkohlegesellschaften angeworben wurden, waren Pfälzer und Bayern. Sie alle lebten in Ihrer heimatlichen Tradition weiter, versuchten aber gleich, sich den örtlichen Vereinen anzuschließen.

 

In Köttingen gab es um diese Zeit einen Gesangverein, einen Schützenverein, die freiwillige Feuerwehr, einen Radfahrverein, Turnverein und Theaterverein. Und wo man Feste feierte, waren Musiker gefragt. Demzufolge war es längst an der Zeit, in Köttingen eine eigene "Musik" zu haben. Wie es nun zu der Gründung des heutigen Tambourcorps kam, weiß niemand mehr so genau. Jedenfalls war der ehemalige "Alt-Tambourführer" Johann Kremer als 12 jähriger Bub nach der Gründung im Jahre 1924 als Flötisten-Lehrling gleich dabei.

 

Die Gründung des Tambourcorps "Rheingold" vollzog sich im damaligen Gasthaus Rüßmann. Gründungsmitglieder waren Degenhard Schmitz (Flötist), Matthias Meyer (Tambour und Ausbilder), Johann Oberzier (Tambour), und Matthias Mörs (Flötist und ebenfalls Ausbilder). Der damalige Tambourmajor hieß Müller. Einige dieser Männer hatten im Ersten Weltkrieg als Spielmann gedient.

 

Nach einem Jahr zählte das Korps bereits 14 Musikanten. Man spielte die Märsche "Feuert los", "Das Lieben bringt groß Freud", "Weidmannsheil", "Unter dem Grillenbanner", "Torgauer Marsch" und den "Parademarsch". Die Uniform bestand aus einer weißen Hose, weißer Jacke und einer Studentenmütze. Von nun an waren die Spielleute in das Köttinger Dorfgeschehen fest eingebunden. Wenn der Terminplan es erlaubte, spielte man auch in den Nachbardörfern auf den Volksfesten auf. Vor allem legte man großen Wert auf die Besuche von Tambourwettstreiten. Dafür probte man besonders hart. Gespielt wurde in der damals zweithöchsten Klasse der Spielmannszüge, der B-Klasse. In jedem Jahr ging es an Ostermontag nach Weilerswist zum Tambourwettstreit.

 

Im Laufe des Jahres folgten dann Besuche in Klein-Vernich, Kierdorf, Brüggen, Lechenich und Alstädten. Später kamen noch andere Orte hinzu. Die Fahrten zu den Festen wurden ausnahmslos mit dem Fahrrad unternommen. Wenn es zum Beispiel nach Diesternich bei Zülpich zum Tambourfest ging, traf man sich mit den Alstädter Spielleuten in Liblar und fuhr dann gemeinsam. Oft, so erzählen heute noch Spielerfrauen, sind ihre Männer nach einer fröhlichen Radtour erst im Morgengrauen nach Hause gekommen, um gleich darauf zur Arbeit zu fahren. Ein Fahrrad hatte in den zwanziger Jahren nicht jeder. So besaß der damals 12 jährige Johann Kremer kein Fahrrad. Jakob Oberzier, seines Amtes Paukenschläger, löste nun das Problem auf seine Weise. Hinten auf dem Gepäckträger stellte er die "decke Trumm" ab und vorne auf der mittleren Fahradstange saß der kleine Kremer. So fuhren beide Sonntag für Sonntag zu den Veranstaltungen. Wenn man bedenkt, dass die damaligen Fahrräder noch keine Gangschaltung hatten und doch ein beachtliches Gewicht beförderten, lässt es sich leicht erahnen, wie schwer der arme Oberzier bei Wind und Wetter in die Pedale treten musste.

 

In den dreißiger Jahren änderte sich so manches in den Vereinen. Auch in Köttingen schien auf einmal einiges anders zu werden. 1936 sollten die Köttinger Spielleute sonntags in Euskirchen für die SA in Uniform aufspielen. Da keiner der Spielleute dazu bereit war, schloss man sich notgedrungen der damaligen Köttinger Kriegerkameradschaft im Deutschen Soldatenbund Kyffhäuser e.V. an. Dadurch konnte die Eigenständigkeit des Korps behalten werden. Allerdings trug man jetzt eine Uniform aus schwarzer Hose, weißem Hemd, schwarzer Krawatte sowie eine Marinemütze, Tambourführer war zu dieser Zeit Matthias Meyer.

 

Aber die Zeiten wurden immer ernster. Viele der jungen Spielmänner waren längst zur Wehrmacht eingezogen. der Verein hatte sich aufgelöst. 1944, als die Westfront immer näher rückte, sammelte Heinrich Kremer, damals Zeugwart, alle Trommeln ein und versteckte sie zu Hause im Heustall. Als die Amerikaner Köttingen eingenommen hatten, fanden sie die versteckten Trommeln im Heuhaufen und zerschlugen alle Instrumente.

 

Nach dem Krieg kam das Köttinger Vereinsleben nur schwer wieder im Gang. Zwar gab es 1947 bereits wieder einen Theaterwettstreit mit einem großen Festzug, aber dort spielten die Spielleute aus Gleuel. 1948 versuchten die Gemeindeverantwortlichen während einer Veranstaltung die Köttinger Bürger für das Vereinsleben wieder mehr zu interessieren. Johann Kremer fuhr sofort nach dieser Veranstaltung mit seinem Fahrrad los und suchte Spieler auf, um sie wieder für die Spielmannsmusik zu gewinnen. Viele der ehemaligen Musikanten waren im Krieg gefallen oder waren noch nicht aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. 18 Spieler waren schließlich bereit, wieder mitzumachen. Und so wurde Woche für Woche in der Gaststätte Rüßmann auf der Kegelbahn geprobt, so dass man am 20.April 1951 auf dem Bayernfest in Köttingen in alter Manier wieder aufspielen konnte. Ein Jahr später war man auch spielerisch wieder so weit, dass man in Hürth-Hermühlheim zum Tambourwettstreit in der B-Klasse antrat. Im Jahre 1959 gewannen die Köttinger in Bad-Godesberg auf dem Tambourwettstreit den von dem damaligen Bundesminister Würmeling gestifteten Sonderpreis in der A-Klasse, einen wertvollen Pokal mit dem "Blauen Band" der Stadt Bad Godesberg. Ab 1955 veranstalteten sie jährlich ebenfalls einen Tambourwettstreit, später dann alle fünf Jahre. Die Köttinger Tambourfeste waren in jenen Jahren in unserer Gegend Höhepunkte im Spielmannsgeschehen. Alles, was im Spielmannswesen Rang und Namen hatte, auch jene Vereine, die spielerisch noch nicht so gut waren, kam immer wieder.

 

Seit den siebziger Jahren setzte sich im Spielmannswesen die konzertante Musik immer mehr durch. Statt der üblichen Märsche wurden jetzt anspruchsvollere Musikstücke dargeboten. In Köttingen vollzog sich zu dieser Zeit ein Generationswechsel. Ingo Ismar, Karl-Heinz Clemens, Eugen Faust und Peter Wolf versuchten von nun an, das Spiel nach Noten einzuführen. Das war nicht so einfach, da ein Teil der Musikanten nur nach dem alten System weiter spielen wollten. Dennoch schaffte man den Wechsel. Die Flötisten spielten nun auf der Sopran-, Alt-, und Tenorflöte. Aber mit diesen Flöten war man noch nicht zufrieden. Jetzt, wo die Lernbegierde der Spielerinnen und Spieler nicht mehr zu stoppen war, kaufte man mit hohem finanziellen Aufwand noch einmal neue Flöten, nämlich Böhm- und Pikkoloflöten. Später kamen noch ein Bass Xylophon und verschiedene Effektinstrumente hinzu. Die neue Besetztungsform hat sich musikalisch bereits bewährt. Beim Bezirksmusiktreffen 1992 in Leverkusen errang die Gruppe eine Goldmedaille.


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